Die Hauptthemen
Der Weg Jesu

(Foto: Krisjanis Mezulis auf Unsplash)
Übersicht
In dieser Lerneinheit werden wir das zweite große Thema betrachten, das Markus am Herzen liegt: der Weg Jesu. Im ganzen Evangelium verwendet Markus das Motiv des Weges. Durch seine ständige Bezugnahme auf dieses Thema lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Weges Jesu. Das griechische Wort für ,Weg' lautet hodos und die Präposition für ,hinaus' ist ex. Zusammengesetzt ergibt dies das Wort ex-hodos oder exodus: ,Weg hinaus'. Für Markus ist Jesus der neue Mose, der uns auf einen neuen Exodus führt: einen Weg heraus aus unserer geistigen Versklavung durch die Sünde hinein in das Leben der Dreifaltigkeit.
Dieser neue Weg beginnt mit der Taufe Jesu; er führt nach Jerusalem, wo Jesus leiden und sterben wird. Sein Tod zerreißt den Vorhang des Tempels – der symbolisch unseren Zugang zu Gott blockiert hatte – indem er uns den Weg in die Dreifaltigkeit eröffnet. Auf diesem Weg nährt uns Jesus mit seinem Leib und seinem Blut, und gleichzeitig ist er für uns der neue Tempel.
Lernziele
Sie werden diese Lerneinheit erfolgreich abgeschlossen haben, wenn Sie
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beschreiben können, wie Markus Jesus als den neuen Mose zeigt, der uns auf einen neuen Exodus führt: heraus aus unserer Versklavung durch die Sünde;
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erklären können, wie Jesu Taufe den Beginn dieses neuen Exodus markiert und wie er uns dadurch zeigt, dass unsere Bestimmung das Leben in der Dreifaltigkeit ist;
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erläutern können, inwiefern die Eucharistie das Manna ist, das uns auf diesem neuen Exodus nährt;
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erklären können, wie Jesus uns als der neue Tempel begleitet.
Das Motiv des Weges
Um zu erkennen, was Autoren dem Leser auf einer tieferen Ebene sagen wollen, müssen wir auf die von ihnen verwendeten literarischen Stilmittel achten. So gebraucht Markus häufig das Motiv des Weges. Ein Motiv ist ein immer wiederkehrendes Bild, ein Gedanke oder ein Symbol, das die Hauptthemen und die tiefere Bedeutung einer Geschichte entwickelt oder erklärt. Es hilft dem Leser, die Botschaft des Autors zu erkennen, tut dies aber in einer indirekten Weise und zwingt den Leser dadurch zum Innehalten und Fragenstellen. Durch die Verwendung von Motiven können Autoren ihre Gedanken eindringlicher und tiefer vermitteln.
Das Motiv des Weges kommt im ganzen Markus-Evangelium vor. Es taucht bereits in den ersten Versen auf:
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja - Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! (Mk 1, 2-3)
Wir finden es auch in der Mitte des Evangeliums, als Petrus bekennt, dass Jesus der Christus ist.
Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? (Mk 8, 27)
Und es ist ein Kernthema im zweiten Teil des Evangeliums, als Jesus nach Jerusalem zieht. Das häufige Vorkommen dieses Motivs zeigt seine große Bedeutung.
Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. (Mk 9, 33-34)
Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? (Mk 10, 17)
Während sie auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. (Mk 10, 32)
Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. (Mk 10, 46)
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach. (Mk 10, 52)
Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten. (Mk 11, 8)
Der neue Exodus
Durch die häufige Verwendung dieses Motivs lädt Markus den Leser ein, darüber nachzudenken, was der Weg Jesu bedeutet. Das griechische Wort für ,Weg' ist hodos und die Präposition für ,hinaus' ist ex. Zusammengesetzt bedeutet das Wort ex-hodos oder exodus ,Weg hinaus'. Der Weg Jesu ist daher für Markus ein neuer Exodus.
Beim ersten Exodus führte Mose das Volk aus der Sklaverei in Ägypten in die Freiheit des Gelobten Landes. Der Exodus ist ein durchgängiges Thema im ganzen Alten Testament. Tatsächlich war Mose selbst der erste, der davon sprach.
... und der HERR, dein Gott, wird dein Schicksal wenden. Er wird sich deiner erbarmen, sich dir zukehren und dich aus allen Völkern zusammenführen, unter die der HERR, dein Gott, dich verstreut hat. Und wenn einige von dir bis ans Ende des Himmels versprengt sind, wird dich der HERR, dein Gott, von dort zusammenführen, von dort wird er dich holen. Und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land, das deine Väter in Besitz genommen haben, zurückbringen. Du wirst es wieder in Besitz nehmen und er wird dich glücklicher und zahlreicher machen als deine Väter. (Dtn 30, 3-5)
Er war auch ein wichtiges Thema für die Propheten:
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Hos 2, 14-23; 11, 1-11; 12, 9.10
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Jes 32, 15; 35, 1-10; 40, 1-5; 43, 16-21; 44, 1-5; 63, 7-64, 12; 65, 8-10
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Jer 2, 1-3.6; 3, 14-4,4
Nach der Zerstörung des davidischen Königreiches und während des Exils hofften die Propheten, dass Gott sein Volk retten und es in einem neuen größeren Exodus zurück nach Jerusalem bringen werde.
Markus verwendet viele weitere Motive, die im Zusammenhang mit dem ersten Exodus stehen. Anhand dieser Bilder können wir erkennen, dass er von einem neuen Exodus spricht. Zum Beispiel gehen die Menschen hinaus in die Wüste, um sich von Johannes dem Täufer taufen zu lassen. Dies ist eine Anspielung darauf, dass die Menschen während des ursprünglichen Exodus 40 Jahre in der Wüste umhergezogen sind. Johannes der Täufer verkündet „eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1, 4). Im ersten Exodus wurde das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit.
Die Taufe Jesu
Nun will Jesus das jüdische Volk aus der geistigen Sklaverei der Sünde befreien. Seine Mission als neuer Mose ist es, seine Jünger auf einen neuen Exodus zu führen. Darum ruft er sie zur Umkehr auf: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1, 14).
In Markus 1, 9 erfahren wir, dass die Mission Jesu mit seiner Taufe durch Johannes am Jordan beginnt. Der ursprüngliche Exodus begann, als das Volk Israel durch das geteilte Wasser des Roten Meeres zog, nachdem es endgültig der Sklaverei in Ägypten entronnen war, und sich auf dem Weg in das Gelobte Land befand. Diese Wanderung endete nach 40 Jahren mit einer anderen wunderbaren Teilung des Wassers. Wir lesen in Josua, Kapitel 3, wie das Volk in das Gelobte Land einzog, nachdem sich die Wasser des Jordan geteilt hatten.
Jesus steht also genau an dem Ort, an dem der ursprüngliche Exodus endete. Er ist bereit für den Beginn des neuen Exodus, indem er sich von Johannes taufen läßt. Die Taufe des Johannes war eine „Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1, 4). Natürlich war Jesus sündenlos, so dass er nicht hätte getauft werden müssen, aber er tat es als Zeichen für uns.
Mit dieser Information im Hinterkopf hätten wir eine zweite wunderbare Teilung des Wassers erwarten können, als Jesus hineinstieg, aber das geschah nicht. Vielmehr öffnete sich der Himmel, und wir sehen eine Manifestation der Dreifaltigkeit: Jesus, der Sohn Gottes, steht im Jordan; der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube auf ihn herab; und der Vater spricht zu ihm aus dem Himmel. Daran erkennen wir, dass das Ziel des neuen Exodus nicht hier auf Erden sein wird, es wird nicht einmal im Himmel sein, sondern der neue Exodus wird uns vielmehr direkt in das Leben der Dreifaltigkeit hineinführen.
Das war bereits im Alten Testament vorgezeichnet. In 2 Könige 2 lesen wir, wie der Prophet Elija in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher jedoch durchschritt auch er die geteilten Wasser des Jordan.
Hier nahm Elija seinen Mantel, rollte ihn zusammen und schlug mit ihm auf das Wasser. Dieses teilte sich nach beiden Seiten und sie schritten trockenen Fußes hindurch. (2 Kön 2, 8)
Bereits das Alte Testament weist also schon darauf hin, dass unsere wahre Bestimmung nicht in dieser Welt zu finden ist.
Die Eucharistie
Beim ersten Exodus versorgte Mose das Volk 40 Jahre lang auf wunderbare Weise mit Manna, dem Brot vom Himmel. Dasselbe tut Jesus. Markus berichtet zweimal davon, wie er den Menschen Brot vom Himmel gibt, indem er das Wunder der Brotvermehrung wirkt.
Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. (Mk 6, 41-42)
Allerdings gibt es hier eine weitere tiefere Bedeutung: Jesus nahm die Brote, segnete sie, brach sie und reichte sie den Jüngern. Markus verwendet dieselben Worte wie beim Bericht vom Letzten Abendmahl.
Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.” (Mk 14, 22)
Markus will damit sagen, dass Jesus, der neue Mose, uns Nahrung geben wird auf unserem Weg in den Himmel – dem neuen Exodus – so wie Mose es beim ersten Exodus tat. Welche Nahrung wird er uns geben? Seinen eigenen Leib und sein Blut!
In Jerusalem
Der Weg Jesu führte ihn nach Jerusalem, wo er wie ein Verbrecher gekreuzigt wurde. Manche behaupten, dass Jesus nur ein jüdischer Rabbi war, der unter die Räder der Lokalpolitik geriet und deswegen am Ende von den Römern gekreuzigt wurde. Doch Markus widerspricht dieser Ansicht mit seinem Evangelium: Dreimal erwähnt er, dass Jesus genau wusste, was mit ihm geschehen würde.
Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber. (Mk 8, 31-32)
Er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. (Mk 9, 30-31)
Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand. Er sagte: Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf; und der Menschensohn wird den Hohepriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden ausliefern; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Und nach drei Tagen wird er auferstehen. (Mk 10, 32-34)
Jesus wählte diesen Weg aus freiem Willen, obwohl er wusste, dass er nach Jerusalem führen würde, wo er vor seiner Auferstehung leiden und sterben würde.
Der neue Tempel
In der ursprünglichen Exodus-Geschichte beauftragt Gott Mose, das Offenbarungszelt zu errichten. Es war ein tragbares Zelt, in dem Gott Wohnung nahm. Auf dem Weg durch die Wüste trugen die Israeliten das Offenbarungszelt mit sich. Auf diese Art und Weise begleitete Gott sein Volk. Jahrhunderte später ersetzte David das Offenbarungszelt durch den Tempel. Gott wohnte nun dort – hinter dem Vorhang verborgen im Allerheiligsten.
Nach dem Einzug Jesu in Jerusalem vollzog er drei symbolische Handlungen: Er zog auf einem Esel in die Stadt ein, er verfluchte einen Feigenbaum, und er trieb die Händler aus dem Tempel. Dadurch offenbarte er, dass er als König gekommen war, um die Stadt und den Tempel zu richten, wie wir in der vorigen Lerneinheit sahen. Obwohl der Tempel erst im Jahr 70 n. Chr. nach der Eroberung der Stadt durch die Römer zerstört wurde, hatte der Tempel bereits nach dem Tod Jesu seine geistigliche Funktion verloren.
Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten. (Mk 15, 37-38)
Der Tempelvorhang
Erinnern Sie sich an das, was wir in Sektion 2 gesagt hatten: Das an dieser Stelle verwendete Wort für ,zerreißen' ist dasselbe spezifische griechische Wort schizomenous, das nur Markus verwendet, um das Aufreißen des Himmels während der Taufe Jesu zu beschreiben. Durch die Verwendung desselben Wortes an diesen beiden Stellen will Markus zeigen, dass Jesu Taufe und Tod miteinander verbunden sind. Diese Parallele ist beabsichtigt. Für Markus endet der neue Exodus, der mit Jesu Taufe begann, mit seinem Leiden und Sterben. Der Vorhang, der symbolisch unseren Zugang zu Gott versperrte, wurde durch Jesus aufgerissen.
Der neue Zugang zu Gott wird auch durch die Zerstörung des Tempels symbolisiert, der durch Jesus selbst ersetzt wird. Er ist der neue Tempel, weil Gott in seiner ganzen Fülle in ihm wohnt. Er ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein des neuen Tempels geworden ist (vgl. Mk 12, 10-11). Er ersetzt den Tempel, der im neuen Exodus nicht länger benötigt wird. Und so wie Gott sein Volk während des Exodus begleitet hat – zunächst im Offenbarungszelt und später im Tempel wohnend – so begleitet Gott uns in Jesus auf unserem langen Weg. Auf diesem neuen Exodus werden die Gläubigen – versammelt um Jesus als dem neuen Tempel – endlich die Frucht hervorbringen, die Gott wünscht: Glaube, Gebet und Barmherzigkeit.
Als sie am nächsten Morgen an dem Feigenbaum vorbeikamen, sahen sie, dass er bis zu den Wurzeln verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus und sagte zu Jesus: Rabbi, sieh doch, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Jesus sagte zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Amen, ich sage euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer! und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil. Und wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. (Mk 11, 20-25)
Folgendes prophezeite Jesaja, als er vom neuen Exodus und vom neuen Tempel sprach:
So spricht der HERR: Wahrt das Recht und übt Gerechtigkeit, / denn bald kommt mein Heil / und meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren! Selig der Mensch, der dies tut, / und jeder Einzelne, der daran festhält, den Sabbat zu halten und ihn nicht zu entweihen / und seine Hand vor jeder bösen Tat zu bewahren. Der Fremde, der sich dem HERRN angeschlossen hat, soll nicht sagen: / Sicher wird er mich ausschließen aus seinem Volk. Der Eunuch soll nicht sagen: / Sieh, ich bin ein dürrer Baum. Denn so spricht der HERR: / Den Eunuchen, die meine Sabbate halten, die wählen, was mir gefällt / und an meinem Bund festhalten, ihnen gebe ich in meinem Haus / und in meinen Mauern Denkmal und Namen. / Das ist mehr wert als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich einem jeden, / der nicht ausgetilgt wird. Und die Fremden, die sich dem HERRN anschließen, / um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben, um seine Knechte zu sein, / alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen / und die an meinem Bund festhalten, sie werde ich zu meinem heiligen Berg bringen / und sie erfreuen in meinem Haus des Gebets. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer werden Gefallen auf meinem Altar finden, / denn mein Haus wird ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden. Spruch GOTTES, des Herrn, / der die Versprengten Israels sammelt: Noch mehr, als ich schon von ihnen gesammelt habe, / will ich bei ihm sammeln. (Jes 56, 1-8)
Der Name der ersten Christen
Erinnern Sie sich, dass Jesus von sich selbst sagt, er sei der Weg!
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14, 6)
Aus der Apostelgeschichte erfahren wir, dass die ersten Christen allgemein als Anhänger ,des Weges' bezeichnet wurden.
Saulus wütete noch immer mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohepriester, und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des Weges Jesu, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. (Apg 9, 1-2)
Das allerdings bekenne ich [Paulus] dir: Dem Weg entsprechend, den sie eine Sekte nennen, diene ich dem Gott meiner Väter. Ich glaube an alles, was im Gesetz und in den Propheten steht. (Apg 24, 14)
Sie wählten diese Selbstbezeichung, weil sie sich als Christen aufgerufen fühlten, Jesus auf seinem Weg zu folgen.
Die Auferstehung
Markus beendet sein Evangelium mit dem Bericht von der Auferstehung Jesu.
Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich. (Mk 16, 1-8)
Mit dieser Erzählung will Markus uns zeigen, dass das Grab leer war und dass Jesus vom Tod erstanden ist. Die Frauen hatten nicht genügend Zeit gehabt, Jesus am Freitagnachmittag vor der Sabbatruhe dem Brauch entsprechend zu salben. Deshalb machen sie sich am frühen Sonntagmorgen auf den Weg, um ihre Arbeit zu beenden. Als sie in das Grab treten, teilt ihnen ein Engel mit, dass Jesus nicht da sei, weil er vom Tod auferstanden sei. Er fordert die Frauen auf, dies dem Petrus und den anderen Jüngern mitzuteilen. Doch aus Furcht erzählen sie niemandem davon.
Einige Wissenschaftler vertreten nun die Auffassung, dass damit das Markus-Evangelium geendet hätte, weil einige alte Handschriften die Verse 9 bis 20 nicht enthalten. Wenn das stimmen sollte, dann wäre dies ein sehr abruptes und erstaunliches Ende, weil die Frauen aus Furcht und Verwirrung fliehen und niemandem etwas über die Auferstehung Jesu mitteilen. Aber es wäre in der Tat ein sehr effektvolles Ende.
Der Eingangsvers des Markus-Evangeliums „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn" bedeute – so diese Wissenschaftler – nicht, dass dieser Vers die Einleitung in das Buch ,Das Markus-Evangelium' sei, sondern, dass das ganze Buch eine Einleitung in die ,gute Botschaft', das ,Evangelium von Jesus Christus', bilde. Markus wähle deshalb den offenen Schluss, weil sich die gute Botschaft über Jesus hinaus fortsetze in unser Leben hinein und bis ans Ende der Zeiten.
Andere Wissenschaftler glauben dagegen, dass das ursprüngliche Ende des Evangeliums verloren gegangen sei.
Wie auch immer: Vielleicht hat jemand die Verse 9 bis 20 hinzugefügt, um dem Evangelium einen angemessenen Schluss zu geben. Diese letzten Verse fassen die Erscheinungen des Auferstandenen zusammen, die auch in den anderen Evangelien zu finden sind. Wortwahl und Stil deuten eher auf einen anderen Verfasser als Markus hin. Dieser Umstand schmälert jedoch den Wert der Verse nicht. Sie wurden vermutlich um das zweite Jahrhundert herum verfasst, weil verschiedene frühe Kirchenväter sie bereits zitieren, und sie gelten als inspirierte und kanonische Schrift, auch wenn Markus sie nicht selber geschrieben haben sollte.
Aufgaben
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Fügen Sie alle Verse, die das Motiv ,Weg Jesu' erwähnen, in die Tabelle ein! Dazu können Sie die angehängte Datei verwenden (im Excel- oder PDF-Format).
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Erläutern Sie das Motiv „Weg“ und wie es auf den neuen Exodus hinweist!
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Worin liegt der Unterschied zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Exodus?
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Was ist die Beziehung zwischen der Taufe Jesu und der Teilung des Roten Meeres in Exodus 14?
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Welche Bedeutung hat die Öffnung des Himmels bei der Taufe Jesu, die anstelle der Teilung des Wassers stattfindet?
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Was ist die Beziehung zwischen der Eucharistie des neuen Exodus und dem Manna des ersten Exodus?